Was ist Business Intelligence?

Überblick über verschiedene Definitionen und Verständnisse von Business Intelligence

Der Begriff Business Intelligence (BI) würde, wortwörtlich ins Deutsche übersetzt, „Geschäftsintelligenz“ bedeuten. Dies ist jedoch keine adäquate Übersetzung und der Terminus Intelligenz könnte sogar irreführend sein. Der Brockhaus definiert Intelligenz „als Fähigkeit, anschauliche sowie abstrakte Beziehungen zu erfassen, herzustellen und zu deuten und sich dadurch an neuartige Situationen anzupassen und sie ggf. durch problemlösendes Verhalten zu bewältigen.“  Mittlerweile ist der Begriff BI im deutschen Sprachraum sehr gängig. Das liegt vor allem an der immer stärkeren Verwendung von Anglizismen, besonders im Bereich der Informationstechnologie, die sehr englischsprachig geprägt ist.

Es war Mertens, der in seinem Arbeitspapier „Business-Intelligence – ein Überblick“ eine sehr weit verbreitete und anerkannte Begriffserklärung verfasste. Er distanziert sich ebenfalls von der Übersetzung des Begriffs BI ins Deutsche und pflichtet Hofstätter bei, wonach Intelligenz als die „Fähigkeit zum Auffinden von Ordnungen und Regelhaftigkeit im Zusammentreffen, Neben- und Nacheinander von Ereignissen zu verstehen ist.“ Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist jedoch die Semantik des amerikanischen „Intelligence“ von Bedeutung. Damit ist BI als die Sammlung und Weiterleitung von wichtigen Informationen zu verstehen und daher von großer Bedeutung. Trotz dieser in der Wissenschaft weitreichenden Anerkennung des Begriffs BI, verwenden viele Unternehmen sowie weitere Fachliteratur BI als Synonym für ihre Produkte und Dienstleistungen in den unterschiedlichsten Bereichen. Mertens identifiziert insgesamt sieben unterschiedliche Deutungen des Ausdrucks BI.

  1. BI als Fortsetzung der Daten- und Informationsverarbeitung für die Unternehmensleitung
  2. BI als Filter in der Informationsflut: Informationslogistik
  3. BI = Management-Information-System (MIS), aber besonders schnelle/flexible Auswertung
  4. BI als Frühwarnsystem (Alerting)
  5. BI = Data Warehouse
  6. BI als Informations- und Wissensspeicherung
  7. BI als Prozess: Symptomerhebung → Diagnose → Therapie → Prognose → Therapiekontrolle

Dies macht deutlich, dass eine genauere Betrachtung der verschiedenen Begriffe unumgänglich ist. Deren Analyse zeigt, dass sich die verschiedenen Ausprägungen durch die Verwendung einzelner Systeme abgrenzen. Hier sei exemplarisch die Definition von Chamoni und Gluchowski erwähnt. Sie sehen BI als Sammelbegriff für „Systeme, die auf der Basis interner Kosten- und Leistungsdaten sowie externer Marktdaten in der Lage sind, das Management in seiner planenden, steuernden und koordinierenden Tätigkeit zu unterstützen.“

Durch den von Gluchowski entworfenen zweidimensionalen Ordnungsrahmen ist es möglich, eine Struktur der denkbaren Sichtweisen darzustellen. Die vertikale Achse stellt verschiedene Prozessphasen dar und zeigt, ob es sich um die Datenbereitstellung oder die Auswertung handelt. Die horizontale Achse differenziert zwischen den Anwendungs- und den technischen Schwerpunkten. Diese Anordnung führt zu drei unterschiedlichen Facetten von Anwendungsklassen.

Facetten BI

Abbildung: Einordnung der unterschiedlichen Facetten von Business Intelligence, Quelle: Oliver Tovar

Enges BI-Verständnis

Hierunter ist vor allem die Art von Instrumenten zu verstehen, die eine Herbeiführung von Entscheidungen direkt unterstützen. Diese sind zum Beispiel Online Analytical Processing (OLAP) und Management-Information-Systems (MIS).

Analyseorientiertes BI-Verständnis

Bei diesem Verständnis von BI werden alle Anwendungen mit eingeschlossen, bei denen der Endbenutzer direkt über ein Front-End mit dem System arbeiten kann. Hierzu gehören neben den schon vorgestellten auch Systeme wie Text Mining oder Data Mining, Kennzahlsysteme und Balanced-Scorecard-Systeme (BSC). Ein wichtiger Bestandteil dieses BI-Verständnisses sind Systeme zur Planung und Konsolidierung. Weiterführende Informationen hierzu finden Sie im Artikel „Corporate Performance Management als Weiterentwicklung von BI“.

Weites BI-Verständnis

Hierunter fallen sämtliche Anwendungen, die direkt oder indirekt bei der Entscheidungsunterstützung eingesetzt werden. Also sind bei diesem Verständnis von BI, neben den Auswertungs- und Präsentationsfunktionalitäten, auch die Systeme eingeschlossen, die für die Datenaufbereitung und -speicherung zuständig sind.

Der von Gluchowski vorgenommenen Unterteilung ist jedoch nicht uneingeschränkt zu folgen. Es sollte hierbei immer klar sein, dass diese Gliederung in drei Segmente nicht immer eindeutig zu machen ist. Dies wird deutlich bei der Betrachtung des Themas Reporting, das noch einmal in Standard- und Ad-hoc-Reporting unterteilt wurde, und dadurch in zwei verschiedene Bereiche zu differenzieren ist.

Es kann also zusammenfassend gesagt werden, dass BI eine begriffliche Klammer darstellt. Es besteht in der aktuellen Literatur keine einheitliche Begriffsdefinition, jedoch eine große Übereinstimmung darüber, was alles mit BI gemeint ist. Unter BI werden analytische Werkzeuge und Konzepte zusammengefasst, mit denen ein Unternehmen die eigenen, aber auch Wettbewerbsdaten in entscheidungsrelevantes Wissen transformiert, um damit schließlich bessere Entscheidungen treffen zu können.

Kontakt: Oliver Tovar, Consultant Rödl Reporting, Rödl Dynamics AG, Oliver.Tovar@roedl.com