BICC als wichtiger Bestandteil im deutschen Mittelstand

Gerade in der letzten Zeit war der Begriff BICC öfter in der Presse zu lesen. Da stellt sich die Frage: Was ist ein BICC und was sind die Aufgaben?

Als Business Intelligence Competence Center (BICC) wird meist ein Team aus den Fachabteilungen und aus der IT bezeichnet, das über interdisziplinäre Kompetenzen und Fertigkeiten verfügt und gemeinsam die BI-Projekte im Unternehmen umsetzt. Es handelt sich also nicht, wie meistens vermutet, um eine IT-Organisationseinheit, sondern um eine Fachabteilung, die für die qualitative Datenaufbereitung und für die Erstellung der Analysen und Reports Verantwortung zeichnet. Gerade in vielen mittelständischen Betrieben lohnt sich der Aufbau eines separaten BICC nicht, weshalb auf das virtuelle BICC (vBICC) zurückgegriffen wird. Hierbei handelt es sich um kein festes Team, sondern eher um eine Arbeitsgemeinschaft, die sich regelmäßig trifft, um die anstehenden Aufgaben gemeinsam zu lösen.

Aufgaben

Prof. Dr. Peter Gluchowski war es, der dem BICC konkrete Aufgaben zuteilte, die von den anderen Wissenschaftlern akzeptiert und manifestiert wurden:

  • BI-Strategieentwicklung
  • Konzeptionelle Beratung
  • Strukturierung und Priorisierung von Anforderungen nach fachlichen Inhalten
  • Schulung und Betreuung der Anwender
  • Organisation des Know-how-Transfers innerhalb der Organisation
  • Organisation und Führung von Schlüsselanwendern (Key-User)
  • Entwicklung und Anwendung von Methoden und Prozessen des BI-Projektmanagements
  • Management von BI-Service Level Agreements

Das Konzept BICC wurde von der Gartner Group entwickelt und wird trotz der nachweisbaren Erfolge jedoch gerade im Mittelstand noch nicht ausreichend praktiziert.

Einordnung des BICC in die Unternehmensstruktur

Autoren wie Kemper und Bachmann stimmen dem Gartner Institut zu, dass das BICC als eine Stabsstelle dem CEO, CFO oder dem CIO zugeordnet werden sollte. Diese Erkenntnis ist als sinnvoll zu erachten und sollte gerade im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KmU) ebenfalls so praktiziert werden. Zum einen kann, wie die Abbildung 1 zeigt, das BICC als Stabsstelle der Unternehmensleitung fungieren, womit die Wichtigkeit dieses Projekts verdeutlicht und eine schnellere Akzeptanz erzielt werden kann. Zum anderen kann das BICC aber auch als Matrixorganisation angesiedelt werden. In beiden Fällen ist die Unterstützung des Managements vonnöten.

Abb.1 BICC

Abbildung 1: Eingliederungsbeispiele für ein BICC im Mittelstand, Quelle: eigene Darstellung.

Als interessant sind im Zusammenhang mit den BICC die Forschungsergebnisse von Unger und Kemper zu betrachten. Sie führten im Jahre 2006 eine Studie durch und untersuchten, inwieweit ein BICC bei den Unternehmen umgesetzt wird und wo dieses innerhalb der Unternehmensstruktur angesiedelt ist. Die Studie beruht zwar nicht nur auf den Ergebnissen von deutschen mittelständischen Unternehmen, es ist jedoch möglich, eindeutige Tendenzen zu erkennen.

Abb.2 BICC

Abbildung 2: Empirische Studienergebnisse von BI-Organisationen, Quelle: eigene Darstellung.

Wie im oberen Teil von der Abbildung 2 zu erkennen ist, sind die BICC‘s in der ersten Kategorie, also Unternehmen mit einem Umsatz kleiner als 100 Mio. €, zu 47% bei der Unternehmensleitung angesiedelt. In der zweiten Kategorie sind es immerhin noch 18%. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass mittelständische Unternehmen ihre BICCs an der höchsten Stelle im Unternehmen und zwar bei der Unternehmensleitung ansiedeln. Zwar gehen die Werte von 47% in Kategorie 1 stark auf 18% in der zweiten Kategorie zurück, jedoch ist zu berücksichtigen, dass die zweite Kategorie einen Umsatz umfasst, der das Zehnfache der ersten Kategorie ausmacht. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die meisten mittelständischen Unternehmen das BICC bei der Unternehmensleitung ansiedeln.

Im unteren Teil der Abbildung ist zu erkennen, dass gerade die großen Unternehmen wesentlich öfter ein BICC eingesetzt oder zumindest geplant haben als die kleineren Unternehmen. Unger und Kemper haben hier eine „statistisch signifikant nachweisbare Tendenz zwischen Unternehmensgröße und Existenz/Planung“ festgestellt. Es ist zu erkennen, dass je größer das Unternehmen ist, desto öfter wird ein BICC eingesetzt bzw. ist die Einführung geplant. Jedoch sind die KMU mit 67% bzw. 69% ebenfalls schon gut aufgestellt bzw. sich der Notwendigkeit eines BICC bewusst. Auch hieran ist somit zu erkennen, dass BI bereits sehr wichtig ist und noch an Bedeutung zunehmen wird.

Stellt sich nun die Frage, wie die Meinung der Praktiker aktuell ist. In welchem Umfang gibt es ein BICC oder vBISS in Ihrem Unternehmen? Auf Ihre Antwort und eine Diskussion über die genannten Fragen freue ich mich.

Kontakt: Oliver Tovar, Consultant Rödl Reporting, Rödl Dynamics AG, Oliver.Tovar@roedl.com